Der Nachlass Adelbert von Chamissos
in der Staatsbibliothek zu Berlin - SPK

Der Nachlass Chamissos ist einer der bedeutendsten der Staatsbibliothek. Der ungewöhnlich vollständige Nachlass umfasst in 34 Kästen die Manuskripte seiner iterarischen wie wissenschaftlichen Werke, außerdem Lebensdokumente und vor allem seine umfangreiche Korrespondenz. Damit ist Chamissos Nachlass auch eine vorzügliche Quelle zur Literatur- und Wissenschaftsgeschichte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Berlin und in Europa.

Der Nachlass wurde 1937 und 1938 aus Familienbesitz von der damaligen Preußischen Staatsbibliothek erworben. Im Zuge der Auslagerung einer Anzahl wesentlicher Bestände der Staatsbibliothek während des Zweiten Weltkrieges wurde auch Chamissos Nachlass 1942 in den Gutshof Gauernitz bei Meißen transportiert, von dort 1945 nach Kriegsende zusammen mit anderen umfangreichen Nachlässen durch die Rote Armee in die Leninbibliothek in Moskau verbracht. Dort wurde der Nachlass innerhalb der Kästen neu sortiert, in Mappen gelegt, diese wurden russisch beschriftet, der Inhalt wurde in einem 116 Seiten umfassenden Verzeichnis kurz auf deutsch charakterisiert. Dieses Verzeichnis fungierte als Übergabeliste, als dieser Nachlass zusammen mit den anderen nach Gauernitz ausgelagerten Beständen 1958 an die damalige Deutsche Staatsbibliothek zurückgegeben wurde.

In der Staatsbibliothek wurde, vermutlich anlässlich der Erwerbung, eine Liste des Nachlasses angefertigt, sie enthält zum Teil ausführlichere Charakteristiken der einzelnen Stücke, so auch die Aufführung einzelner Gedichtmanuskripte, und unterscheidet sich dabei in einigen Punkten von der russischen Verzeichnung. Auch diese Verzeichnung war indes unvollständig und entsprach in der Feinsortierung nicht mehr der heute vorliegenden Ordnung des Nachlasses. Zudem trugen die meisten der im Nachlass liegenden Dokumente Blatt- und Seitenzählungen, deren Zusammenhang und Ursprung wissenschaftlich untersucht werden mussten, bevor der Nachlass endgültig verzeichnet und digitalisiert werden konnte. Eine besondere Durchsicht verdienen die unzähligen Zettel mit Notizen Chamissos zum Wörterbuch der hawaianischen Sprache, die in großen Umschlägen in ziemlicher Unordnung vorgefunden wurden. Desgleichen enthielten verschiedene Mappen Aufzeichnungen und Illustrationen Chamissos, deren Zusammenhänge zu klären sind.

Dank großzügigen Förderung durch die Robert-Bosch-Stiftung war es möglich, den Nachlass Chamissos in einem Projekt wissenschaftlich fundiert zu verzeichnen und anschließend digitalisieren zu lassen. Seit 2014 ist er der Welt vollständig im Nachlass- und Autographenkatalog Kalliope zugänglich.